Interview der Saarbrücker Zeitung mit Alexander Lay

28.09.2011 von Alexander Lay

SZ: Herr Lay, Sie haben Ende letzten Jahres Ihre Kassenzulassung als hausärztlich tätiger Internist zurückgegeben und betreiben jetzt eine Privatärztliche Praxis in Saarbrücken. Was hat Sie zu diesem außergewöhnlichen Schritt bewogen?

Alexander Lay: Die zunehmende Einschränkung von Leistungen bei immer kränker werdenden Patienten sind für mich ein untragbarer Zustand. Wäre die anerzogene Achtung vor dem Arzt nicht so hoch und Alternativen greifbarer, so würden viele Arztpraxen schlicht und einfach leer stehen. Die Ausübung der ärztlichen Heilkunst – so wie ich sie verstehe – ist so unmöglich. Ich bin nicht bereit, hinter dem mir selbst auferlegten Standard zurückzubleiben. Nach 20 Jahren Ausbildung kann ich jetzt endlich den unabhängigen freien Arztberuf ausüben, den ich erlernen wollte.

SZ: Aber die gesetzlich versicherten Patienten haben doch kaum eine Wahlmöglichkeit.

Lay: Zu mir kommen auch „Selbstzahler“, die von der gängigen „Facharzt-über-Land-Verschickung“ genug haben. Wer seine Autowerkstatt bezahlen kann, der kann auch seinen „Wahlarzt“ bezahlen. Zunehmend mehr Menschen können sich offensichtlich finanziell ihre Pfunde am Leib auch leisten. Der Lebensstil ist eine Frage der Wahl!

SZ: Finden Sie denn die Möglichkeiten der Kassenmedizin unzureichend?

Lay: Die Beantwortung dieser Frage überlasse ich den mündigen Patienten. Ich bin ein Verfechter des evolutionsbiologischen Ansatzes. Gesundheit ist ein Zustand, der eine beständige Mitarbeit einfordert. In der gängigen Praxis wird dieser Zustand nur unzureichend verfolgt. Schlimmer noch: Die Symptome des Körpers als Ausdruck unserer Körperintelligenz werden unterdrückt. Dies fängt mit der Unterdrückung von Fieber an und hört mit dem falschen Umgang chronischer Erkrankungen auf.

SZ: Das hieße dann ja Heilorientierung anstatt Krankheitsorientierung?

Lay: Unbedingt. Jeder Therapeut sollte vor allem auch ein versierter Coach sein. Gesundheitslehre sollte zusammen mit Leibesübungen bereits in der Schule mehrstündig unterrichtet werden. Diese Zusammenhänge werden den Menschen in Zeiten der Nachhaltigkeitsdiskussion zunehmend bewusst. Ich betrachte den Patienten („der Erduldende“) als „Aktienten“ („der Aktiv Werdende“). Sprechende und mit den Händen behandelnde Medizin muss dem gängigen technischen Diagnosekult entgegengesetzt werden. Auch die Geisteswissenschaften müssen dringend mehr Vernetzung mit der Grundlagenforschung erfahren.

SZ: Wie würden Sie mit wenigen Worten Ihr Praxiskonzept beschreiben?

Lay: Hochspezialisierte manuelle Schmerztherapie verbindet sich mit der Inneren Medizin in einem integrativen Diagnose- und Therapieansatz. Mein Konzept wird stark nachgefragt.

SZ: Können Sie Ihre Kernkompetenzen näher beschreiben?

Lay: Als Facharzt für Innere Medizin decke ich das nicht invasive Spektrum ab. Nach dem Schließen diagnostischer Lücken durch Ultraschall von Bauch, Schilddrüse, dem Herzen und der Gefäße einschließlich Labor und EKG, Belastungs-EKG, Langzeitmessung von Herzrhythmus und Blutdruck sowie Lungenfunktionsmessung wird nach ausführlicher Befragung und regelhafter Ganzkörperuntersuchung eine integrative Expertise erstellt. Dies schließt naturheilkundliche Verfahren und Mikronährstoff analysen (Orthomolekulare Medizin) regelhaft mit ein.

SZ: Von einem Internisten erwartet man gemeinhin nicht Fachkompetenz was den Bewegungsapparat betrifft.

Lay: Das stimmt. Mein Behandlungsschwerpunkt ist die manuelle Schmerztherapie. Ich bin diplomierter Osteopathischer Arzt, ärztlicher Chirotherapeut und Lehrer für die Schmerztherapie nach Liebscher und Bracht. Für unsere Region ist meine Praxis das Referenzzentrum.

SZ: Was kann diese Schmerztherapie ausrichten?

Lay: 80-90 % aller Schmerzen sind durch eine Art falscher Sollwerteinstellung der Muskulatur bedingt. Ziel ist eine Umprogrammierung dieses Zustandes und das Vermitteln von qualitativ hochwertigen Bewegungsmustern zur Prophylaxe.

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Kommentar von Dr. Christian Gauß | 31.05.2017

Herzlichen Dank für diese Klarheit. Als ehemaliger Studienkollege aus Homburg und nun nicht-chirurgischer orthopädischer Chirurg habe ich hier in der Schweiz den gleichen Ansatz und die gleichenErfahrungen in meiner täglichen Arbeit gemacht. Die Mündigkeit des Patienten und die Selbstkompetenz wird viel zu wenig vermittelt.
Raus aus unserer Komfortzone und Mitarbeiten am Heilungsprozess und somit ein gesünderer Lebensstil sind gefragt.
Schön, dass es noch mehr "Mitstreiter" gibt :-)))